LEBEN & ZEITEN


May you live in interesting times“,das ist der Slogan der Biennale 2019 in Venedig.  Ein frommer Wunsch? Kein frommer Wunsch? Im katholischen Italien unter Salvinis enger Lega-Denke wohl eher eine Heuchelei in Richtung Kunst. Zur 2019er-Biennale können sehr unterschiedliche Wertungen zusammen kommen und da es sich für mich  quasi verbietet Ausschnitt-Fotos von Kunstwerken zu machen, gibt es hier also keine Fotos von Kunstwerken, sondern nur Fotos aus dem venezianischen Leben. Eine Woche lang diese quirlige, überquirlige, vielschichtige und vielbesuchte Stadt zu erleben, das liefert natürlich Bilder en masse... (ja, es waren sogar ein paar mehr...). Die Endauswahl für dieses SPINK hat dann auch mich überrascht... also beginnen wir ruhig mit dem Titel: 

Spritz Verde... ein wohl vom gesättigten Touri abgestellter Plastikbecher auf der Einfassungskante eines kleinen vergitterten Fensters. Natürlich kein Spritz, sondern ggf. eine Minzlimo oder Verwandtes, selbstverständlich im Plastikbecher mit Plastiktrinkhalm und Plastiklöffel, so umweltunfreundlich das ist, so angenehm farbig leuchtet die Komposition, die auch als Stillleben auf der Biennale hätte durchgehen können... 

 „Italiens Farben“hatten sich auf einer Abstellfläche eines kleinen Marktstandes am Canale Grande zusammengefunden. Grün-Weiß-Rot, etwas eigenwillig in Einfärbung und Proportion, aber im Zusammenspiel von Weintrauben und Verpackungskarton ganz hübsch arrangiert. Das was übrig bleibt, kann dem Auge doch etwas bieten... 

Paläste sind in Venedig an jeder Gassenecke zu finden und können mit ihrer Pracht beeindrucken. Beeindruckend fand ich  im Gegensatz dazu den grünkacheligen Hausumriss mit Abnutzungserscheinungen, der mir wie ein Symbol der italienischen Werteverluste vorkam, deshalb „Pallazzo Salvini“... Lega-Fans und –Wähler werden meine Wertung wohl nicht teilen... 

Arrangements von Alltagsgegenständen sind in Installationszusammenhängen auf der Biennale 2019 recht beliebt, wenn auch nicht oft überzeugend. Manchmal bietet der Alltag dann, aus meiner Fotografensicht, das künstlerisch interessantere „Werk“ und da ich Tintenfisch und insbesondere Sepia sehr schätze, waren die zusammengeknüllten Gummihandschuhe in Weiß, mit den Resten der Sepia-Tinte aufs Feinste vermählt, ein willkommenes Motiv. Der Marmorboden bot dazu den ergänzend gefleckten Untergrund.  „Sepia Plastik (wer wird denn da schwarzsehen)“.

Am Ende kommt Mama... in Italien natürlich nicht... da ist Mamma ganz vorn... hier auf rostigem Stahl mit Herz verziert. Aber ist das „Wirklich Mama?“ Es darf gezweifelt werden...